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Aus der Demographie
(Bevölkerungswissenschaft) weiß man, dass die deutsche Bevölkerung
dramatisch schrumpft. Bitte lesen Sie den sehr anschaulich geschriebenen "Grundkurs
Demographie in 10 Lektionen" von Prof. Birg.
Zunächst ein paar Gedanken über die Konsequenzen der
Bevölkerungsentwicklung für die sozialen Sicherungssysteme
-
Die marktwirtschaftlichen Forderungen nach Flexibilität und Mobilität nehmen
immer weiter zu.
Familien brauchen aber genau das Gegenteil davon:
Stabilität und biographische Planungssicherheit.
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In dem Spannungsfeld zwischen beruflichen Zielen und dem Wunsch nach Familie
fällt die Entscheidung immer häufiger
zugunsten der beruflichen Entwicklung.
- Die Einkommen, die einer Frau entgehen, wenn sie
zugunsten der
Erziehung von Kindern auf Erwerbsarbeit verzichtet, (so genannte "Opportunitätskosten von Kindern") steigen im gleichen
Maße wie die Pro-Kopf-Einkommen. Deshalb ist im weltweiten Vergleich die
Geburtenzahl pro Frau in jenen Ländern am niedrigsten, in denen die
Pro-Kopf-Einkommen am höchsten sind.
- Das soziale Sicherungssystem hat fast ein Jahrhundert lang so gut
funktioniert, dass in Deutschland schließlich
niemand mehr eigene
Kinder haben muss, um im Alter und bei Krankheit abgesichert zu sein.
- Konsequenzen für die gesetzliche Rentenversicherung
- Ein Anstieg der demographisch bedingten, realen Belastung der Menschen
lässt sich nicht mehr verhindern.
- Handlungsoption I:
Beitragserhöhung oder Rentenniveausenkung:
Wenn die Lebenserwartung zunimmt, ist eine Erhöhung des Beitragssatzes
von z.Zt. 20% auf rd. 46% erforderlich. Alternativ dazu könnte der
Beitragssatz konstant gehalten und dafür das Rentenniveau auf rd. 30%
gesenkt werden.
- Handlungsoption II:
Erhöhung des Ruhestandsalters
Das Ruhestandsalter von heute real rd. 60 müsste bis zum Jahr 2018
kontinuierlich auf 65, bis zum Jahr 2036 auf 70 und schließlich bis zum Jahr
2074 auf 73 angehoben werden. Eine so starke Erhöhung des
Ruhestandsalters ist nicht nur unpopulär, sie ist auch unrealistisch.
- Handlungsoption III:
Einwanderung und Erhöhung der Geburtenrate
Wollte man den Anstieg des Altenquotienten statt durch eine Erhöhung des
Ruhestandsalters allein durch Einwanderungen Jüngerer verhindern, so wäre
nach den Berechnungen der UN in Deutschland bis zum Jahr 2050 eine
Netto-Einwanderung von insgesamt 188 Mio. Menschen nötig. Wollte man den
Anstieg des Altenquotienten allein durch eine Erhöhung der Geburtenrate
verhindern, wäre eine Erhöhung der Zahl der Lebendgeborenen pro Frau von
z.Zt. rd. 1,3 auf 3,8 erforderlich.
Migration ist keine Lösung!
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Fazit: Die
demographische Alterung ist weder mit Familienpolitik noch durch die
Einwanderung Jüngerer aus dem Ausland zu verhindern. Die demographische Alterung der Gesellschaft kann
durch demographische Maßnahmen nur noch
gemildert, aber nicht mehr aufgehalten werden.
- Die Anhebung des
Ruhestandsalters auf 73 mag ja bei der Rentenversicherung wenigstens
theoretisch noch Linderung bringen. Bei der Reform der gesetzlichen
Kranken- und Pflegeversicherung kommt die Anhebung des Ruhestandsalters
nicht einmal als theoretische Lösung in Betracht, weil die mit der
Alterung stark zunehmenden Pro-Kopf-Kosten für Gesundheit und Pflege durch eine Anhebung des
Ruhestandsalters nicht zu beeinflussen sind. Die Reform der
gesetzlichen Krankenversicherung ist
wesentlich schwieriger als die der Rentenversicherung.
- Die Vorstellung, dass die Bevölkerungsschrumpfung in Deutschland und
anderen entwickelten Ländern positiv zu bewerten sei, weil sie das
Wachstum in den armen
Ländern kompensiert, ist naiv.
- Es gibt keine Legitimation für eine Politik der Bundesregierung, den
eigenen Familien das Großziehen von Kindern möglichst schwer zu machen und
gleichzeitig anderen (in der Regel ärmeren) Völkern die jungen, gut
ausgebildeten Erwachsenen abzuwerben, nachdem sie dort auf deren Kosten
aufwuchsen und ausgebildet wurden. Das ist Bevölkerungsimperialismus!
- Wer will denn in 20 oder 30 Jahren noch in einen
völlig überalterten Staat einwandern, der voller sozialer Spannungen ist, noch
dazu wenn er oder sie gut ausgebildet ist und sich das Gastland aussuchen kann?
- Aus dem Bericht "Die
demographische Lage 2005 in Deutschland" des
Bundesinstituts für
Bevölkerungsforschung beim Statistischen Bundesamt geht hervor:
- Sinkende Bevölkerungszahlen in Deutschland - besonders stark in den
neuen Ländern
- Alterung schreitet weiter voran, es altert nicht nur die Bevölkerung
insgesamt, sondern auch die Erwerbsbevölkerung
- Kontinuierlicher Anstieg des Heiratsalters
- Scheidungsrisiko für Ehen liegt in Deutschland bei 40 %
- Sinkende absolute Geburtenzahlen bei etwa gleichbleibendem Geburtenniveau
(= Anzahl Kinder pro Frau)
- Alter der Mütter bei Geburt und Nichtehelichenanteil steigen weiter
an
- Weiterer Rückgang des Sterblichkeitsniveaus im Jahr 2004
- Außenwanderungsüberschüsse auf dem tiefsten Stand seit 1998
- Sinkende Bedeutung ehelicher Lebensformen bei den 35- bis
40-Jährigen
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